Verkehr und Stadtentwicklung in Wilhelmsburg
 

nächste öffentliche Sitzung des Beratungsgremiums: Montag, 28.1.2013, 18 Uhr, Rathaus Wilhelmsburg 

Mail an Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg e.V. , Hamburg  

   

Einwendungen zur Planfeststellung

Wilhelmsburger Reichsstraße

Argumente zur Planfeststellung

1. Was ist geplant?

Ausbau

Die Wilhelmsburger Reichsstraße (B 4/75) (WRS) soll in dem markierten Bereich ausgebaut werden, so dass sie dem Standard der im Norden (A 252) und im Süden (A253) anschließenden Autobahnen entspricht.

Dies bedeutet einen Querschnitt von 28m statt bisher 14m sowie eine Höchstgeschwindigkeit von 80km/h statt bisher 70km/h.

Neue Lage der Straße

Die WRS soll weitgehend parallel zur bestehenden Nord-Süd-Bahnstrecke geführt werden. Statt der bisherigen Anschlussstelle in der Wilhelmsburger Mitte (Neuenfelder Straße / Mengestraße) soll es eine Anschlussstelle im Norden beim derzeitigen Industrie- und Gewerbegebiet geben (Rotenhäuser Straße).

Bahnausbau

Die Bahnstrecken für die Güterbahn sollen aus- und umgebaut werden. U.a. sollen künftig zwei Gleise statt eines von der Hohen Schaar nach Norden führen. Vorbereitet wird mit den Maßnahmen auch der Bau eines Kreuzungsbauwerks nördlich des Bahnhofs sowie ein "Vorstellbahnhof" mit 18 Gleisen südlich vom Vogelhüttendeich.

 

2. Worum geht die Auseinandersetzung um diese Pläne?

Argumente der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt
(
aus dem Erläuterungsbericht, S. 3)

Argumente von Bürger_innengruppen aus Wilhelmsburg und Harburg

1

"Es besteht aufgrund der hohen Verkehrsaufkommen die zwingende Notwendigkeit der Aufrechterhaltung von drei leistungsfähigen Verkehrsachsen in Nord-Süd-Richtung im Süden von Hamburg. Neben der BAB 7 im Westen und den BAB 1 und BAB 255 im Osten ist die B 4/75 als dritte Verbindungsachse unentbehrlich."

1

Mit den Planungen wird dauerhaft eine dritte Nord-Süd-Autobahn mitten durch Wilhelmsburg geführt. Diese bringt mehr Durchfahrtverkehr (Fernverkehr und Pendler) durch Harburg (insb. Bremer Straße, B 75) und Wilhelmsburg und kann der erste Bauabschnitt einer Autobahn "Hafenquerspange" von der A1 zur A7 werden.

Das von der BSU zugesagte Gesamtverkehrskonzept für den Hamburger Süden, das die auch den ÖPNV sowie  Wechselbeziehungen zwischen Verkehrswegen und -trassen berücksichtigen sollte, ist nicht vorgelegt worden.

Bei einem Gesamtverkehrskonzept wäre auch zu prüfen, ob die volle Breite der Bahntrasse für eine Verlängerung der U4 durch Wilhelmsburg erforderlich ist. Es wäre ein Schildbürgerstreich, wenn sie jetzt durch eine Autobahn verbaut wird und man dann feststellt, dass eine oberirdische und bezahlbare Verlängerung der U4 nach Wilhelmsburg unmöglich wird. 

2

"Es besteht ein dringender Erneuerungs- und Ausbaubedarf der B 4/75, da die Dimensionierung der vorhandenen B 4/75 und ihr technischer Zustand unzureichend sind."

2

Die Straße soll breiter werden und schnelleren (80 km/h statt 70 km/h) Verkehr zulassen. Mitten in der Stadt ist eine Erhöhung der Geschwindigkeit kein akzeptables und mit den Zielen von Stadtentwicklung und Umweltfreundlichkeit vereinbares Ziel.

Statt einer Ausweitung der Dimension kann der Straßenverkehr reduziert werden durch nachhaltige Verkehrsplanung, insb. durch Verlagerung

- von Pendlerverkehr auf S-Bahn, Metronom und U-Bahn,

- von Güterverkehr auf die Schiene und auf Binnenschiffe sowie

- von Fernverkehr auf die A1/A255.

Dann wäre langfristig statt einer Autobahn nur eine Stadtstraße für den Ziel- und Quellverkehr Wilhelmsburgs erforderlich, die auch der Erschließung neuer Wohngebiete dienen würde.

3

"Mit einer Verlegung der B 4/75 an die Bahnanlagen werden die verkehrsbedingten Lärmbelastungen in Wilhelmsburg deutlich reduziert und eine Verbesserung der Gesamtlärmsituation erreicht. Es wird sowohl die Lärmbelastung aus Straßen- als auch aus Schienenlärm gemindert. Die Lebensqualität für die Bewohner Wilhelmsburgs steigt."

3

Seit 2009 demonstrieren immer wieder viele Hundert Wilhelmsburger_innen, weil sie in der geplanten Autobahn eine Verschlechterung ihrer Lebensbedingungen sehen:

Die Belastung durch Lärm, Feinstaub sowie die Verlagerung von Verkehr mitten in die Wohngebiete - als Folge einer Verlegung der Anschlussstelle von der Mitte Wilhelmsburgs an die Rotenhäuser Straße - droht die Lebensqualität der Bewohner_innen zu verschlechtern.

Nicht umsonst kämpft "Rechtsschutz Lebensqualität Wilhelmsburg" gegen die derzeitigen Planungen.

4

"Mit einer Verlegung werden aktuell vorhandene, sowohl städtebaulich als auch umweltseitig sehr erhebliche Zerschneidungswirkungen im Stadtteil Wilhelmsburg aufgehoben und Freiräume für nachhaltige und qualitativ hochwertige städtebauliche Entwicklungen geschaffen."

4

Eine Autobahn parallel zur Bahn erhöht die Zerschneidungswirkung der Nord-Süd-Trasse. Viele fordern einen Deckel entsprechend den Planungen bei der A7 zumindest über einen Teil der Strecke. Auch Olaf Scholz will jedenfalls "breite Querungen" über die riesige Trasse.

Von neuen Wohngebieten aufgrund der Reichsstraßenpläne, wie sie die Senatorin a.D. Hajduk angekündigt wurden, kann keine Rede sein: Die Anschlussstelle Rotenhäuser Straße ist ausdrücklich als Zu-und Abfahrt für ein Industrie- und Gewerbegebiet,  wie beispielsweise das derzeitige Containerlager, konzipiert. 

5

BSU-Argument 5 "Erst die Verlegung der B 4/75 stellt die Entwicklung des Gartenschaugeländes (igs) zu einem verkehrsberuhigten Naherholungspark nachhaltig sicher."

5

Bis zur Gartenschau 2013 wird die neue Straße nicht fertig werden. Das bedeutet, dass die Wilhelmsburger Reichsstraße in ihrer jetzigen Lage mit provisorischem Lärmschutz versehen werden soll, der dann wieder entfernt werden würde. Nicht nur Olaf Scholz sieht dadurch weitere, nicht unerhebliche Kosten auf die Stadt zukommen.

 
 
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